Antenne Tirol

Ex-Sozialminister Hundstorfer gestorben

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Der ehemalige Sozialminister erlag einem Herzinfarkt.

Der frühere ÖGB-Präsident und Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist tot. Wie die Gewerkschaft mitteilte, ist Hundstorfer Dienstag früh im Alter von 67 Jahren verstorben. Dem Vernehmen nach befand sich Hundstorfer gerade auf Urlaub in Kroatien.
 
Hundstorfer war bis zuletzt als Funktionär aktiv. Erst am Dienstag vergangener Woche absolvierte er seinen letzten öffentlichen Auftritt: In seiner Funktion als Präsident der Volkshilfe Wien eröffnete er eine neue Sozialeinrichtung für obdach-und wohnungslose Menschen in Wien-Donaustadt.
 
Ebenfalls bis zu seinem Tod tätig war der in dritter Ehe verheiratete Vater einer Tochter als Präsident der Österreichischen Bundes-Sportorganisation (BSO).
 

Steile Karriere

Der verstorbene Ex-Minister Rudolf Hundstorfer (67) hat eine lange Polit-Karriere hinter sich. Der als leutselig und beliebt beschriebene Wiener galt vielen als "Retter" des ÖGB, im Anschluss folgte der "logische" Wechsel ins Sozialministerium. Den Abschluss bildete die (gescheiterte) Präsidentschaftskandidatur. Aktiv blieb Hundstorfer bis zuletzt, etwa als Präsident der Bundes-Sportorganisation.
 
Aus finanzschwachen Verhältnissen arbeitete sich der 1951 geborene Hundstorfer im Wiener Rathaus vom Kanzleimitarbeiter bis zum Chef der Gemeindebediensteten-Gewerkschaft hoch, ohne die in Wien bis heute so gut wie gar nichts geht. Nebenbei wurde er Anfang der 1990-er Jahre Abgeordneter des Wiener Landtags und Gemeinderats, in dem er von 1995 bis 2007 auch den Vorsitz führte.
 
Die große Karriere kam spät: Als nach dem BAWAG-Debakel niemand so recht an die Spitze des ÖGB wollte, übernahm dort Hundstorfer im Jahr 2006 das Ruder und profilierte sich: Dass der Gewerkschaftsbund seine größte Krise übertauchen konnte, gilt auch als dessen Mit-Verdienst.
 
Als Retter des ÖGB war dann nach der Nationalratswahl 2007 sein Wechsel ins Sozial- und Arbeitsministerium im Jahr 2008 (unter Rot-Schwarz im Kabinett Werner Faymann) fast schon die logische Folge. Dort blieb Hundstorfer gut sieben Jahre. Anfangs profitierte Hundstorfer von den guten Daten am Arbeitsmarkt und schaffte ohne Aufstand eine gar nicht so kleine Pensionsreform. Auch wurde unter seiner Ära die Ausbildungsgarantie in die Wege geleitet.
 

Präsidentschaftskandidat

Sein letzter großer politische Schritt blieb ihm verwehrt: Als Bundespräsidentschaftskandidat der SPÖ scheiterte er 2016 bei der letzten Hofburg-Wahl in der ersten Runde und wurde nur Vierter. Dabei war Hundstorfer kein Verlegenheitskandidat: wer ihn kannte wusst, dass er gerne die Nachfolge Heinz Fischers angetreten hätte. Im Wahlkampf schien der stets mit hohen Beliebtheitswerten ausgestattete Ex-Sozialminister dann aber zunehmen missmutig; Beobachter meinten damals, ihm habe es auf den Magen geschlagen, dass ihm die Herzen plötzlich nicht mehr automatisch zuflogen. Zudem kamen seine rhetorischen Defizite in einem Medien-Wahlkampf deutlicher zu Tage als seine zweifelsohne vorhandene Gabe, mit dem Volk im direkten Kontakt auf Augenhöhe zu kommunizieren.
 
Nach seinem Aus im Präsidentschaftswahlkampf blieb Hundstorfer bis zuletzt als Funktionär aktiv. Kurz nach der gescheiterten ersten Runde der Präsidentschaftswahl wurde der in dritter Ehe verheiratete Vater einer Tochter im November 2016 zum neuen Präsidenten der Österreichischen Bundes-Sportorganisation (BSO) gewählt, dem er bis zu seinem Tod vorstand.
 
Darüber hinaus fungierte Hundstorfer seit Mai 2018 auch als Präsident der Volkshilfe Wien. In dieser Funktion hatte er erst am Dienstag der vergangenen Woche seinen letzten öffentlichen Auftritt. "Hinsehen, wo andere wegsehen - helfen, wo sich andere taub stellen. Das ist das Credo der Volkshilfe Wien und unser zentraler Ansatz der Wohnungslosenhilfe", sagte Hundstorfer anlässlich der Eröffnung einer neuen Sozialeinrichtung für obdach-und wohnungslose Menschen in Wien-Donaustadt.
 
Zur Person:
 
Rudolf Hundstorfer, geboren am 19. September 1951 in Wien, zum dritten Mal verheiratet, eine Tochter und zwei Stiefkinder, beruflich als Kanzleibediensteter und Verwaltungsbeamter tätig. Politischer Werdegang: 1967 Jugendvertrauensmann, ab 1976 freigestellter Personalvertreter, Abgeordneter des Wiener Landtags und Gemeinderats von 1990-2007, dabei Vorsitzender des Gemeinderats von 1995-2007, ab 2001 Geschäftsführender Vorsitzender der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, 2003 GdG-Vorsitzender, 2006 ÖGB-Präsident, 2008-2016 Sozialminister, 2016 Bundespräsidentschaftskandidat, ab 2016 BSO-Präsident, seit 2018 Präsident der Volkshilfe Wien.
 

Große Anteilnahme

Van der Bellen: Hundstorfer hat öffentliche Funktionen immer mit großer sozialer Verantwortung wahrgenommen

„Ich bin tief betroffen vom plötzlichen Tod von Rudolf Hundstorfer, mit dem ich jeden Austausch sehr geschätzt habe, auch während unserer gemeinsamen Kandidatur zur Präsidentschaft. Hundstorfer hat öffentliche Funktionen immer mit höchster Kompetenz und großer sozialer Verantwortung wahrgenommen. Zuerst sowohl als Wiener Gemeinderat und Landtagsabgeordneter als auch als Vorsitzender der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten. Dann war er bewährter Krisenmanager als Präsident des ÖGB und zuletzt ein allseits geschätzter Sozialminister.
Hundstorfer war ein umgänglicher und heiterer Mensch, der mit allen reden konnte, mit Arbeiterinnen und Arbeitern genauso wie mit Spitzenpolitikerinnen und -politikern. Er suchte auch immer das Gespräch über Parteigrenzen hinweg.
Mit Rudolf Hundstorfer verliert Österreich einen warmherzigen Menschen und einen bedeutenden Gewerkschafter und Politiker. Er wird uns fehlen!
Mein Mitgefühl gehört seiner Familie und seinen Freundinnen und Freunden“ sagt Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum Ableben von Rudolf Hundstorfer."
 
 

Kurz tief betroffen über plötzliches Ableben von Rudolf Hundstorfer

Überrascht und tief betroffen reagiert der Bundesparteiobmann der neuen Volkspartei, Sebastian Kurz, am Dienstag auf die Nachricht über den völlig unerwarteten Tod von Rudolf Hundstorfer: „Mit dem überraschenden Ableben von Rudolf Hundstorfer verliert Österreich einen Menschen, der sein politisches Leben stets in den Dienst der Republik gestellt hat.“

„Ich habe Rudolf Hundstorfer als engagierten Politiker kennengelernt, der in seiner Zeit als Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz große Verdienste in der Sozialpolitik erworben hat. Er hat die österreichische Politik viele Jahre mitgeprägt und sich dabei auch über die Parteigrenzen hinaus Respekt und Anerkennung verschafft. Unsere Anteilnahme gilt in diesen schweren Stunden seiner Familie und seinen Freunden“, so Sebastian Kurz abschließend.
 

Auch Freiheitliche zeigen sich tief betroffen 

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer und der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl sind tief betroffen vom Ableben von Rudolf Hundstorfer. Sowohl Hofer als auch Kickl haben jahrelang mit Hundstorfer im parlamentarischen Sozialausschuss zusammengearbeitet. „Wir haben Rudolf Hundstorfer bei allen politischen Gegensätzen menschlich und fachlich sehr geschätzt. Über die Parteigrenzen hinweg hat uns das Ziel geeint, Österreich als lebenswerten Sozialstaat zu erhalten. Unser Beileid gilt in diesen Stunden seinen Angehörigen und Freunden“, so Hofer und Kickl im Namen der FPÖ und des freiheitlichen Parlamentsklubs.

 
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