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Flüchtlinge: Kurz greift Rackete an

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Sea-Watch-Kapitänin Rackete forderte, dass Europa auch Klima-Flüchtlinge aufnehmen muss – jetzt meldet sich Ex-Kanzler Kurz zu Wort. 

Das Interview der Sea-Watch-Kapitänin Rackete mit "Bild" sorgte für Aufregung. Die Aktivistin forderte darin, Europa müsse Klima-Flüchtlinge aufnehmen, die sich in Libyen in der Hand von Schleppern oder in Flüchtlingslagern befinden. "Die, die in Libyen sind, müssen dort sofort raus in ein sicheres Land", sagte Rackete.

"Wir hören von einer halben Million Menschen, die in den Händen von Schleppern sind oder in libyschen Flüchtlingslagern, die wir rausholen müssen." Ihnen müsse sofort bei einer sicheren Überfahrt nach Europa geholfen werden.
 

Klima-Flüchtlinge aufnehmen: Das sagt Kurz

Nun hat sich der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz in einer Aussendung gemeldet. Er spricht sich gegen die Forderung aus. "Ich bin gegen die Aufnahme von Klimaflüchtlingen in Europa. Einige NGOs haben utopische Ansichten. Die Debatte über die Aufnahme von Klimaflüchtlingen und die Verteilung in Europa führt zurück zu den Problemen aus 2015 und 2016", schreibt er in einer Stellungnahme. 
 
"Offensichtlich haben manche rein gar nichts aus dem Chaos aus 2015 gelernt. Die Rettung aus dem Mittelmeer darf nicht ein Ticket nach Mitteleuropa bedeuten. Europa muss Kurs halten im Kampf gegen illegale Migration. Nach der Rettung aus Seenot sind die Menschen an der EU-Außengrenzen zu versorgen und von dort in ihre Herkunftsländer oder sichere Transitländer zurückzubringen. Parallel dazu braucht es Initiativen in Afrika für Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung. Nur so zerschlagen wir nachhaltig das Geschäftsmodell der Schlepper und beenden das Ertrinken im Mittelmeer", so Kurz weiter. 
 

Internierungslager in Libyen

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) werden derzeit mindestens 5200 Menschen in offiziellen Internierungslagern in Libyen festgehalten, die meisten von ihnen kommen aus dem Sudan, Somalia und Eritrea. Wie viele in illegalen Lagern in dem von Gewalt und Chaos geprägten Land gefangen gehalten werden, ist nicht bekannt. Rackete sprach von einer halben Million Menschen, "die in den Händen von Schleppern sind oder in libyschen Flüchtlingslagern, die wir rausholen müssen".
 
"Die dort inhaftierten Menschen, hauptsächlich Geflüchtete, sterben weiterhin an Krankheiten, Hunger und sind Opfer von Gewalt, Vergewaltigung und der willkürlichen Behandlung durch Milizen", sagt Julien Raickmann, Leiter von Ärzte ohne Grenzen in Libyen.
 
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