Senfgas und Terror
Besteht eine Bedrohung durch chemische Waffen
23.11.2015
Anschläge durch den IS mit chemischen Waffen. Ist so etwas vorstellbar? Wir haben Terrorismusexperten gefragt und Meinungen zusammengertragen.
Anschläge mit Chemischen Waffen in Europa? Genau davor hat der französische Premier Mauel Valls letzte Woche gewarnt. In Polen probt man sogar schon den Ernstfall. Ob die IS Terroristen solche Waffen haben oder nicht, das ist fast schon nebensächlich. Die wichtigere Frage ist, ist so ein Szenario überhaupt denkbar? Können Terroristen wirklich gefährliche Stoffe wie Senfgas aus Syrien oder dem Irak nach Europa bringen?
Die Meinungen der Experten
Jürgen Todenhöfer, Ex-Politiker, Publizist und einer der Wenigen, der selbst den Islamischen Staat bereist hat schließt weitere Anschläge nicht aus. Er denkt dass diese vermehrt in Frankreich, England und Amerika stattfinden werden. Einen Angriff in Form von Chemiewaffen, die nach Europa gebracht werden, sieht er aber als schwer vorstellbar, wie er uns geschildert hat. Laut ihm würden solche Mittel im eigentlichen Kampfgebiet eingesetzt werden. In Europa sind es Personen die bereits hier leben und mit einfacheren Mitteln Anschläge verüben.
Rolf Tophoven, Direktor des Instituts für Krisenprävention in Essen, schließt in einem Zeitungsinterview den Einsatz von Chemiewaffen derzeit aus. „Terroristen wollen spektakuläre Bilder“ entsprechend öffentlichkeitswirksame Angriffe lassen sich nach wie vor am besten mit klassischen terroristischen Methoden inszenieren: Kalaschnikows, Bomben, Selbstmordattentäter, so der Experte. Aufgrund der schwierigeren Planung eines chemischen Angriffs, man muss allein schon die Haltbarkeit der Chemikalien berücksichtigen, sieht der Terrorexperte in diesem Bezug wenig Grund zur Sorge.
Für Friedrich Steinhäusler, Koordinator des EU - Projektes „CAST“, das Angriffe mit nuklearen, biologischen und chemischen Waffen simuliert hat, stellt sich ein anderes Bild dar. Der Salzburger sieht Angriffe auf Chemieanlagen als größere Gefahr. Chemiewaffen wären aber als nächster Schritt denkbar. Nämlich dann wenn mit jetzigen Mitteln nicht mehr „die Titelseiten“ erreicht würden und man deswegen zu mehr greifen müsste.