Antenne Tirol

Brand unter Kontrolle

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Weltberühmte Kirche steht in Flammen, Turm und Dach eingestürzt, Anwohner evakuiert und Feuerwehrmann schwer verletzt.

Ein verheerendes Feuer hat Montagabend die Pariser Kathedrale Notre-Dame verwüstet. Der kleine Spitzturm in der Mitte des Dachs brach ebenso zusammen wie der Dachstuhl. Allerdings dürfte es der Feuerwehr mit einem Großeinsatz gelungen sein, die Baustruktur, insbesondere die beiden Ecktürme, zu retten.

Über Stunden schlugen Flammen lichterloh aus dem Dachstuhl des Wahrzeichens der französischen Hauptstadt, über dem monumentalen Sakralbau war eine riesige Rauchsäule zu sehen. Aus den beiden großen Türmen der Kathedrale drang schwarzer Rauch. Die Feuerwehr äußerte sich am späten Abend aber zuversichtlich, dass die Kathedrale nicht völlig zerstört wird.

Brand unter Kontrolle

"Man kann annehmen, dass die Struktur von Notre-Dame gerettet und in ihrer Gesamtheit bewahrt ist", sagte Feuerwehrchef Jean-Claude Gallet. Zuvor war die Feuerwehr zeitweise "nicht sicher" gewesen, ob sie die Ausbreitung des Feuers aufhalten kann.
 
 
Der Großbrand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame ist nach Angaben der Feuerwehr unter Kontrolle. "Das Feuer ist gelöscht", sagte ein Feuerwehrsprecher in der Nacht auf Dienstag der Zeitung "Le Figaro" (online). Es gebe aber noch einige Brandherde, die überwacht werden müssten.
 
Das Feuer in dem weltberühmten Bauwerk im Herzen der französischen Hauptstadt war am Montagabend aus bisher unbekannter Ursache ausgebrochen.
 
"Alles brennt", sagte der Sprecher von Notre Dame, Andre Finot. "Von dem Dachstuhl, der zu einem Teil aus dem 19. Jahrhundert und zum anderen Teil aus dem 13. Jahrhundert stammt, wird nichts übrig bleiben". Offenbar ist der gesamte hölzerne Innenraum in Flammen aufgegangen. Kann nichts gerettet werden? 
 
Nach Angaben des Innenministeriums war die Feuerwehr mit einem Großaufgebot an Ort und Stelle. Rund 400 Feuerwehrleute versuchten, den Brand einzudämmen. Einer von ihnen sei schwer verletzt worden. Die Pariser Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein.
 
Der Brand löste auch außerhalb Frankreichs tiefe Bestürzung und heftige Emotionen aus. Notre-Dame ist eine wichtigsten Pariser Touristenattraktionen und wird jährlich von rund 13 Millionen Menschen besucht.

Renovierungsarbeiten schuld?

Das Feuer kurz vor Ostern könne mit Renovierungsarbeiten zusammenhängen, berichtete AFP unter Berufung auf die Feuerwehr weiter. Es sei auf dem Dachboden ausgebrochen und gegen 18.50 Uhr entdeckt worden. Auf dem Dach der Kathedrale war ein Baugerüst angebracht. Die Polizei gehe nicht von einem terroristischen Hintergrund aus.

Macron: "Teil von uns brennt"

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zeigte sich betroffen und sagte eine für den Abend geplante wichtige Fernsehansprache kurzfristig ab. "Notre-Dame von Paris den Flammen ausgeliefert. Emotion einer ganzen Nation", teilte der Präsident auf Twitter mit. Wie alle Franzosen sei er an diesem Abend traurig, "diesen Teil von uns brennen zu sehen". Nach Medienberichten traf der Präsident am Abend an der Kathedrale ein.
 
Premierminister Edouard Philippe schrieb auf Twitter: "Unsere Traurigkeit ist unbeschreiblich, aber wir kämpfen immer noch. An diesem Abend kämpfen die Feuerwehrleute heldenhaft gegen das Feuer." Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo sprach von einem "fürchterlichen Brand".

Die Kathedrale steht im Herzen der Stadt auf der Seine-Insel Ile de la Cite, die wegen des Brandes von den Sicherheitskräften abgeriegelt wurde, wie die Stadt Paris auf Twitter mitteilte. Es wurde eine Veranstaltungshalle geöffnet, um Anrainer aufzunehmen. Touristen machten auf den Brücken über den Fluss Seine Fotos von dem Feuer.
 
Macron hatte am Montagabend eigentlich im Fernsehen über die Ergebnisse einer monatelangen Bürgerdebatte sprechen wollte. Einen neuen Termin dafür teilte der Élyséepalast zunächst nicht mit. Der Präsident hatte die "Nationale Debatte" im Jänner als Reaktion auf die Proteste der "Gelbwesten" gestartet - nun wollte er Zugeständnisse präsentieren.
 
Weltweit sorgte der Brand für Entsetzen. Der Vatikan reagierte bestürzt. "Der Heilige Stuhl hat die Nachricht des entsetzlichen Brandes, der die Kathedrale von Notre-Dame, Symbol der Christenheit in Frankreich und der Welt, verwüstet hat, mit Schock und Trauer aufgenommen", erklärte Papst-Sprecher Alessandro Gisotti.

"Notre-Dame gehört der ganzen Menschheit"

"Notre-Dame von Paris ist Notre-Dame von ganz Europa", schrieb EU-Ratspräsident Donald Tusk auf Twitter. "Wir stehen heute alle an der Seite von Paris." EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker schrieb: "Notre-Dame gehört der ganzen Menschheit. Welch trauriger Anblick."
 
Die Chefin der UN-Kulturorganisation Unesco, Audrey Azoulay, sagte zu Reportern: "Notre-Dame ist ein Symbol für die ganze Welt." Die Unesco sei schon mit dem Kulturministerium und der Kirche in Kontakt. "Wir brauchen eine sehr schnelle Beurteilung der Schäden." Es müssten rasch "strategisch wichtige Entscheidungen getroffen werden".

Trump bestürzt

Auch US-Präsident Donald Trump zeigte sich bestürzt. Die Kathedrale sei einer der größten Schätze auf der Welt, großartiger als fast jedes Museum auf der Welt. "So schrecklich, das verheerende Feuer an der Notre-Dame-Kathedrale in Paris zu sehen. Vielleicht könnten fliegende Wassertanks eingesetzt werden, um es zu löschen. Es muss schnell gehandelt werden!" Die Reaktion der französischen Fachleute ließ nicht lange auf sich warten: Von einem Flugzeug Wasser auf ein solches Gebäude abzuwerfen, könne zum Einsturz des gesamten Gebäudes führen, schrieb der Zivilschutz auf Twitter.
 
Die Geschichte der Kathedrale reicht bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. Die Dimensionen der im gotischen Stil konstruierten und der Jungfrau Maria geweihten Kirche mit ihren beiden majestätischen Türmen sind gewaltig: Die Kathedrale ist 127 Meter lang, 40 Meter breit und bis zu 33 Meter hoch. Mit seinem 1831 erschienenen Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" verewigte Victor Hugo die Kathedrale in der Literatur.
 
Witterung und Luftverschmutzung haben dem Baudenkmal über die Jahre schwer zugesetzt. An vielen Stellen bröckelte zuletzt die Bausubstanz - um Geld für die Sanierung aufzutreiben, war vor einiger Zeit eine Spendenaktion auf den Weg gebracht worden.
 
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