Antenne Tirol

Mut zu Farbe und Mode

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Die Stadt an der Seine lud zur Möbelmesse – und Einrichter, Designer oder Einkäufer pilgerten in Scharen zur „Maison & Objet“.

Erstmals war heuer auf der Möbelmesse Paris ein eigenes Areal unter dem Motto "Was ist neu?" anzutreffen. Dort präsentierte man eine Auswahl der Must-Haves der Saison, in Szene gesetzt von den Trendsettern Elizabeth Leriche, François Bernard und François Delclaux. „In Paris laufen die Fäden für Mode und Stil, für Farbe und Form zusammen und spinnen sich zu einem ganz neuen Gesamtbild“, analysiert Wetscher und fährt einschränkend fort: „Aber die heurige Messe beweist einmal mehr: Nicht jedes Jahr läutet eine ganz neue Innenraum-Ära ein.“   

Was ist neu?

Auf der Pariser Möbelmesse war Bernstein in seiner Häufigkeit besonders auffällig, ebenso stachen Plüsch und Fransen, Textil und Teppich dem geschulten Betrachter ins Auge. „Hochfloor-Teppiche und Textiles aller Art zaubern Versöhnlichkeit in unsere vier Wände – reichen uns im Raum die Hand. Teppiche sind jetzt nicht mehr erhabene Einzelgänger. Vorbei die Klassifizierungen nach Provenienz und Portemonnaie: Perser, Berber oder Bestellware – Teppiche aus allen Zeiten und Moden erleben ein ungeahntes Revival, werden Teil einer einzigen Raumkonzeption“, so Wetscher.

Explosion an optischen Reizen

Wie jedes Jahr bot Paris eine wahre Explosion an optischen Reizen: Rosa- und Grüntöne, die das Fachpublikum schon von den letzten Einrichtungsmessen kennt, waren omnipräsent. „Mal heller, mal dunkler, spannen beide Farben gekonnt ihren komplementären Bogen. Rosa verbindet sich gerne in klarer Geometrie, in strengen Schnitten – diese Farbe ist die „strenge Französin“, jede noch so kleine Nuance wahrnehmend“, gibt Martin Wetscher das beeindruckende Farberlebnis auf der Maison & Objet 2018 wider. Die Dominanz der Grüntöne ist für den Einrichtungsexperten ein Ausdruck der augenscheinlich immer stärkeren Sehnsucht nach Natur, die sich auch in den prominent vertretenen Sand- , Erd- und Holztönen widerspiegelt.

Die Wärme des Sommers in urbanen Wohnzimmern konservieren

Die Natur bot vielfach Inspiration: Exotisch fremd und wild oder ganz sanft als Erinnerung an den letzten Sommer. Mit dem Blau der Bretagne, einem mediterranen Türkis, glänzendem Muschelkalk und unzähligen warmen Farben von Sand schufen die Gestalter Innenräume, die das Lebensgefühl von Urlaub in den Wohnzimmern der Städter zu konservieren scheinen.

Gegentrend: Mut zur Farbe allerorts

„Keine Wand ohne Farben, Bilder, Tapeten – überall die schrägsten Dekorationen – Sofas, Kissen, Decken und Felle“, beschreibt der Experte das Gesehene und fasst zusammen: „Hier herrscht Mut zur Farbe.“ Bei den Accessoires fielen die kostbaren Gläser und Vasen mit kantigen Schliffen auf – diese changierenden Farben wie Opal und Weiß, aber auch Aschgrau, Metallisch, Schwarz sowie Bernstein zu all den bereits bekannten Couleurs.

Kurzfristige Moden – langlebige Qualität

Die Frage nach dem Fazit aus dem Messebesuch ist nicht leicht zu beantworten. „Was nehmen wir mit?“, fragt sich der Fachbesucher – und: “Wo ist das schöne Wohnen von heute?“. Martin Wetschers Fazit aus dem diesjährigen Messebesuch: „Paris zeigte etwas weniger Ernsthaftigkeit, mehr Mut zu kurzfristigen Moden und langfristiger Qualität. Es gibt den Wunsch nach Materialität und Nähe, aber auch die eindeutige Tendenz zu Komfort mit Stil. Die anspruchsvolle Aufgabe erfahrener Innenarchitekten ist es, aus dieser nahezu unüberschaubaren Vielfalt an schönen Dingen individuell für jeden Menschen eine Wohnumgebung zu schaffen, die ihn trägt, hält und im besten Fall auch ein wenig augenzwinkernd karikiert.“

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