Antenne Tirol

Bewaffneter soll noch auf der Flucht sein

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“Wir haben den falschen Mann“ – mit diesen Worten wird nach dem LKW-Anschlag in Berlin die Polizei zitiert. Diese geht offenbar davon aus, dass es sich bei dem festgenommenen Pakistani nicht um den Todesfahrer handelt. Der wahre Täter sei noch bewaffnet auf freiem Fuß.

Ermittler zweifeln, dass der festgenommene Verdächtige den LKW in den Weihnachtsmarkt lenkte

Der Attentäter des Lastwagen-Anschlags mit zwölf Toten auf einem Berliner Weihnachtsmarkt ist offenbar noch auf freiem Fuß. Berlins Polizeipräsident Klaus Kant sagte am Dienstagmittag, es sei unsicher, ob der festgenommene junge Mann aus Pakistan tatsächlich am Steuer saß.

"Es ist nach meinem Stand unsicher, ob es wirklich der Fahrer war", sagte auch der Berliner Generalstaatsanwalt Ralf Rother am Dienstag vor Journalisten. "Der Fahrer des Lkw ist nach meinen aktuellen Informationen flüchtig", zitierte der Südwestrundfunk Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU). Nach Worten von Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) bezweifeln die Behörden allerdings nicht mehr, dass es sich um einen Anschlag handelte. Der kurz nach der Tat festgenommene Mann "stammt wohl aus Pakistan", sagte de Maiziere. "Er streitet die Tat ab."

Die Zeitung "Die Welt" zitierte einen namentlich nicht genannten ranghohen Polizeiführer mit den Worten: "Wir haben den falschen Mann." Die Berliner Polizei rief per Twitter zur Wachsamkeit auf und warnte: "Gehen Sie verdächtigen Beobachtungen zu Ihrer eigenen Sicherheit bitte nicht selbst nach - dafür sind wir da." De Maiziere sagte, ein Bekenntnis der Extremistenmiliz Islamischer Staat gebe es noch nicht. Die Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen.

Anschlag in Berlin

IS-Propaganda gibt Anweisungen für LKW-Attentat

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat in ihrer Propaganda auch Anleitungen für Angriffe mit Lastwagen auf Zivilisten gegeben. So veröffentlichten die Jihadisten im November in ihrem Magazin "Rumiyah" einen dreiseitigen Artikel mit genauen Anweisungen, wie Einzeltäter ein solches Attentat verüben sollen. Dabei priesen sie den Angriff mit einem Lastwagen in Nizza als Vorbild.

Ein Fahrzeug sei für einen Angriff gut geeignet, weil es einfach zu beschaffen, aber nicht verdächtig sei. "Es ist eine der sichersten und einfachsten Waffen, die man gegen die Kuffar (Ungläubigen) einsetzen kann", heißt es in dem Artikel. Wichtig sei es, große und schwere Fahrzeuge mit ausreichender Geschwindigkeit auszuwählen.

Auch für potenzielle Ziele gibt das Magazin Anweisungen. Geeignet seien Märkte, Festivals, Paraden oder politische Versammlungen. Die Angreifer sollten sicherstellen, dass ihre Verbindung zum IS deutlich werde. Sie könnten etwa Zettel dabei haben, auf denen "Ich bin ein Soldat des Islamischen Staates" stehe.

Das Propaganda-Magazin "Rumiyah" ("Rom") erscheint seit einiger Zeit in unterschiedlichen Sprachen, darunter auch in Deutsch und Englisch. Der mittlerweile in Syrien getötete frühere IS-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani hatte Anhänger der Dschihadisten vor rund zwei Jahren aufgerufen, als "einsame Wölfe" Attentate zu verüben.

 

 

Es spricht vieles für Anschlag

Ob der Vorfall einen terroristischen oder islamistischen Hintergrund hatte, war zunächst offen. Die Polizei bat Anrainer, zuhause zu bleiben. Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere (CDU) sagte, viel spreche für einen Anschlag.

Es gebe ein "verheerendes Bild vor Ort", sagte ein Polizeisprecher. Umstehende berichteten dpa-Reportern, dass der Lkw Dutzende Menschen überfahren habe. Der Generalbundesanwalt in Karlsruhe übernahm die Ermittlungen. Das teilte der deutsche Justizminister Heiko Maas (SPD) am Abend mit.

Der Berliner "Tagesspiegel" berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, der Verdächtige sei den Ermittlern bekannt, allerdings nicht wegen eines terroristischen Hintergrundes, sondern wegen kleinerer krimineller Delikte.

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